Datum: 30. Juni 2020

Tour-Bericht: Bikepacking Alpentour 2019

Vorgeschichte

Seit ich Anfang 2016 wieder mit dem Rennradfahren begonnen habe, haben mich natürlich auch irgendwann die Alpen gelockt. Mehrere Kilometer lang nur Bergauf fahren, dabei Höhenmeter um Höhenmeter sammeln, die Freude den Gipfel erreicht zu haben um sich anschließend in die Abfahrt zu stürzen. Was für Nicht-Radsport-Begeisterte nach einer Horror-Vorstellung klingt, löst bei dem Rest wahrscheinlich schon beim Gedanken daran ein jucken in der Wade aus. Die Schmerzen und Qualen die man erleidet, sind aber am höchsten Punkt der Etappe, oder spätestens am übernächsten Tag wieder vergessen und man ist Stolz auf die erreichte Leistung.

Letztes Jahr war es dann soweit. Der Feiertag Fronleichnahm mit langem Wochenende lag perfekt für eine viertäge Bikepacking-Tour. Peter gefragt (spontan hat sich Willi noch angeschlossen) und schon konnte die Planung beginnen.

Vorbereitung

Die Strecke hatte ich eigentlich relativ schnell ausgearbeitet. Wie ich genau auf die Region zwischen Bodensee und Innsbruck gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Vielleicht wegen der Lage und einer relativ guten Anreise mit der Bahn. Treffpunkt war Kempten im Allgäu. Von dort einrollen, dann zwei Tage Bergetappen und dann am letzten Tag ausrollen und heimfahren.

Jetzt heißt es packen

Für uns stand sofort fest, wir wollten in Hotels übernachten, da wir eh keine passende Camping-Ausrüstung hatten. Also braucht man "nur" das nötigste mitzunehmen.

Bikepacking verbindet den Fahrspaß eines leichten Rades mit der Faszination von Radreisen. Durch die Verwendung spezieller Taschensysteme bleibt das Rad agil und geländegängig http://www.bike-packing.com/

Wie viele und welche Wechsel-Klamotten braucht man, welche zusätzliche Ausrüstung? Jedes Gramm zu viel, muss man schließlich auch jeden Anstieg mit rauf wuchten. Aber das macht Bikepacking für mich so interessant. Nur das nötigste, dafür bleibt man leicht und agil unterwegs. Peter und ich hatte schon ein kleines Set an Bikepacking Taschen, aber Willi hat so spontan zugesagt, er hatte sein Gepäck im Rucksack dabei! Ein großen Respekt dafür auch noch mal an dieser Stelle.

Ausrüstung für den Bikepacking Trip
Ausrüstung sortieren. Bis auf zwei Trinkflaschen & Snacks war das alles an Ausrüstung.

Erster Tag - Anreise und einrollen

Bei meiner Anreise mit der Regionalbahn von Stuttgart kam es auch gleich zur ersten und einzigen Komplikation auf der Tour. Der kleine Zug von Ulm in Richtung Kempten war so überfüllt, dass mich die Zugbegleiterin nicht mehr hinein gelassen hat. Morgens an einem Feiertag im Sommer, da wollten mehrere Reisende (auch mit Mountainbikes) ins Allgäu. Ich musste also eine Stunde in Ulm auf den nächsten Zug warten. Ich habe die Zeit aber sinnvoll überbrückt und mir für die Rückfahrt am Sonntag ab München gleich ein IC-Zugticket samt Fahrrad Stellplatz Reservierung gekauft.

Mein Tipp: Gerade im Sommer kann dieses Problem mit überfüllten Fahrrad-Abteilen im Regionalverkehr der Bahn immer wieder auftreten. Daher lieber etwas flexibler planen.

Fahrradmitnahme im Nahverkehr bei der Bahn

Mein bepacktes Fahrrad im Zug
Es geht los. Anreise dem Zug.

Eine Stunde später als geplant konnten wir dann zu Dritt ab Kempten unsere erste Etappe in Angriff nehmen. Im Allgäu mit kurzen und knackigen Anstiegen kamen wir auch gleich das erste mal ins Schwitzen. Ein ordentlicher Regenschauer ließ uns bis auf die Knochen nass werden und stellte gleichzeitig die Ausrüstung auf die Probe. Zum Glück kam die Sonne direkt wieder und so konnten wir wieder getrocknet und entspannt unserem Tagsziel Bludenz entgegen radeln.

Komoot Karte mit der Strecke der Etappe 1 von Kempten nach Bludenz

Etappe 1 auf komoot.de und Strava Aufzeichung

Zweiter Tag - Die Silvretta Hochalpenstraße

Die Beine waren gut, aber trotzdem hatte jeder ein wenig Respekt vor dem was da kommen sollte. Wir hatten knapp 35km leicht ansteigend zum einfahren und dann kam auch schon die Mautstelle. Und da ging es los. Über Serpentienen geht es 15km lang über 980 Höhenmeter bergauf auf knapp über 2000 Meter Höhe.

Die Silvretta - Hochalpenstraße ist mit eine der schönsten Passstraßen der Alpen, denn sie bietet dem Radfahrer alles, was er von einem Pass erwartet: Höhenmeter (von Partenen aus), steile Abschnitte, Flachstücke zum Erholen, gut geteerter Belag, Serpentinen und eine herrliche Landschaft mit hohen Gipfeln, saftigen Wiesen, grünen Wäldern und zwei großen Stauseen. Nimmt man alle Faktoren zusammen, gehört die Silvretta - Hochalpenstraße auf jeden Fall zu den Pässen, die man einmal gefahren sein muss. https://www.quaeldich.de/paesse/silvretta-hochalpenstrasse/

Zwei Fahrradfahrer auf einem Radweg durch Grüne
Ausblick von der Silvretta Hochalpenstraße
Selfie von mir am Schild der Bielerhöhe
Tages-Highlight erreicht.

Nachdem die Passhöhe erreicht war, machten wir eine Pause im Restaurant am Stausee. Während es bei der Auffahrt schon immer bewölkter wurde, fing es auf der Abfahrt zwischendurch ordentlich an zu regnen. Aber wir mussten nur noch die 45km ins Tal nach Bludenz runter rollen.

Gruppenfoto von uns am Silvretta-Stausee
Gruppenfoto am Silvretta-Stausee
Komoot Karte mit der Strecke der Etappe 2 von Bludenz nach Landeck

Etappe 2 auf komoot.de und Strava Aufzeichung

Dritter Tag - Hoch zum Kühtai

Heute stand die Königsetappe auf dem Programm: Der Anstieg hoch zum Kühtaisattel.

Zum warm werden wieder knapp 35km einrollen, bevor es ab Oetz richtig zur Sache geht: 17km mit 1200 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Und die taten diesmal auch mehr weh, durch die Belastung am Vortag.

Blick auf einen Berg im Inntal
Inntal
Peter fährt auf einem kurzen Schotter-Abschnitt im Ötztal
Kurzer Schotter-Abschnitt im Ötztal.
Peter und Willi beim Anstieg raus aus Oetz
Es ging direkt steil raus aus Oetz.
Einsame Straße hinauf zum Kühtai
Einsame Straße hinauf zum Kühtai.
Selfie am Ortsschild Kühtai
Selfie am Ortsschild Kühtai.
Peter und Willi bei der Gipfel-Ankunft
Peter und Willi bei der Gipfel-Ankunft.

Das Wetter verhielt sich heute wie gestern. Trocken beim Aufstieg und Regen, als wir den höchsten Punkt der Tour erreichten. Nur das es diesmal erheblich kälter war. Auch ein Grund warum wir ohne nennenswerten Stopp bis nach Innsbruck durch fuhren. Hier erkundeten ir anschließend noch etwas die Stadt samt dem Goldene Dachl und das Nachtleben.

Komoot Karte mit der Strecke der Etappe 3 von Landeck nach Innsbruck

Etappe 3 auf komoot.de und Strava Aufzeichung sowie Kühtaisattel

Vierter und letzter Tag

Das Ende der Tour stand an. Wie immer lockeres einrollen am Inn entlang um nach 36km durch Jenbach gen Norden zu radeln. Und da wartete die letzte richtige Rampe auf uns: Hoch zum Achensee mussten einige zweiprozentige Steigungswerte überfahren werden.

Der Achensee
Der Achensee

Am Achensee entlang war der schönste Tagesabschnitt, bevor wir uns zum Sylvensteinspeicher die Straße mit vielen Autos teilen mussten. Jetzt der Isar folgend durch Lengries fuhren wir bis Bad Tölz weiter wo unsere Tour endete. Von dort ging es gemeinsam im Zug zurück nach München und dann für mich alleine weiter im IC bis nach Stuttgart.

Komoot Karte mit der Strecke der Etappe 4 von Innsbruck nach Bad Tölz

Etappe 4 auf komoot.de und Strava Aufzeichung

Fazit

Eine Tour. Zwei Länder. Drei Typen. Vier Tage. 402km. 5100Hm. 18 Stunden Fahrtzeit. War Geil.